Wie digital ist die ASS?

Was fehlt, was läuft und was in Zukunft ansteht

Von Anna Benova

96 Prozent der hessischen Schulen sind laut einer Pressemeldung des Kultusministeriums gigabitfähig, das heißt, dass Daten mit einer Geschwindigkeit von einem Gigabit pro Sekunde übertragen werden können. Die Digitalisierung an Hessens Schulen ist somit weit vorangeschritten.

Auch die Albert-Schweitzer-Schule gehört dazu. Schon seit vielen Jahren wird an der Schule mit Smartboards gearbeitet. Heute sind in allen Klassenräumen Boards mit Touchscreens Standard. Ab der 9. Klasse wird im Unterricht mit iPads gearbeitet. Diese bringen die Schülerinnen und Schüler entweder selbst mit oder sie können sich ein Gerät aus dem Fundus der Schule ausleihen. Die Schüler nutzen Programme wie Good Notes oder Edu Map. Als Plattform nutzt die ASS IServ. Sie ermöglicht kollaboratives Arbeiten in den höheren Klassen, den Austausch von Arbeitsblättern sowie Online-Unterricht. Um noch besseres digitales Arbeiten zu ermöglichen, wurden vor kurzem viele neue Computer angeschafft.

Für die Lehrkräfte hat das Arbeiten mit iPads viele Vorteile. Margarita Metelmann, Mitverantwortliche im IT-Bereich, sagt: „Die iPads sind eine Unterstützung des eigenen Lernens.“ Sie sieht wenige Fälle, in denen das iPad als Ablenkungsmöglichkeit dient; anfängliche technische Probleme hätten gut gelöst werden können. Das Arbeiten mit den iPads in den älteren Jahrgangsstufen findet die Fachlehrerin gewinnbringend: „Das erweitert meine unterrichtlichen Möglichkeiten, da ich verschiedene Angebote und interaktive Elemente zur Verfügung stellen kann.“ Die iPads kommen auf verschiedenen Wegen in die Schule und zu den Schülerinnen und Schülern: Man kann sich ein iPad über den Lieferanten der Schule bestellen, von einem anderen Anbieter kaufen oder ein gebrauchtes Gerät verwenden. Nach Möglichkeiten finanzieren die Familien die iPads selbst. Es gibt aber auch bei Bedarf Unterstützung von der Schule. Außerdem stehen seit ca. zwei Jahren iPad-Koffer zur Verfügung, die zum Teil vom Landkreis und vom Förderverein der Schule bezahlt werden. In den iPad-Koffern befinden sich insgesamt 60 iPads, daraus können sich Lehrkräfte bedienen, die mit ganzen Klassen oder Kursen phasen- oder projektweise in verschiedenen Jahrgangsstufe mit den Geräten arbeiten möchten.

Die Festlegung auf ein System (in diesem Fall die iPads) ist nicht nur für die IT sinnvoll: „Dadurch kann man leichter Hilfestellungen anbieten und muss sich als Support nicht mit verschiedenen Systemen auseinandersetzen“, sagt Margarita Metelmann. „Aus pädagogischer Sicht bieten digitale Endgeräte den Vorteil, dass man die vielen Möglichkeiten der digitalen Welt im Unterricht nutzen kann. Ich nutze z.B. Webseiten oder Videos zur Differenzierung und zur Erweiterung der Lernmöglichkeiten. Dadurch kann ich verschiedene Lernmöglichkeiten zur Verfügung stellen und entlaste an vielen Stellen auch mich selbst und habe somit für einzelne Schülerinnen und Schüler mehr Zeit. Zum anderen nutze ich auch gerne Lernspiele (Kahoot, Quizzlet, etc.), um durch spielerische Elemente den Inhalt zu vertiefen, zu überprüfen oder zu festigen. Die iPads können auch gut zur Erstellung von alternativen Prüfungsleistungen wie Lernvideos, Podcasts oder ähnlichem eingesetzt werden. Auch kollaborative Elemente können einfacher und vielfältiger umgesetzt werden.“

Obwohl das digitale Arbeiten viele Vorteile bietet, arbeitet die Lehrkraft auch gerne analog. Sie bringt immer wieder Arbeitsblätter mit, um gewisse Dinge auch im Analogen zu üben und zu festigen, z.B. das Zeichnen von Klimadiagrammen oder geometrischen Zeichnungen.

Wie Margerita Metelmann nutzen viele Lehrkräfte an der Albert-Schweitzer-Schule digitale Elemente in ihrem Unterricht. Gegenseitiger Austausch auf Fachkonferenzen und Gespräche im Kollegium sind für sie wertvolle Schritte auf dem Weg zur Digitalisierung. Die ASS fördere diese Aktivitäten. Auch die Schülerinnen und Schüler der älteren Klasse nutzen die iPads gerne. Sie arbeiten ernsthaft damit, zumal es auf Unterrichtsebene auch mit Hilfe einer App möglich ist, dass die Lehrperson sieht, was die Schülerinnen und Schüler auf dem iPad tun. Einige haben auch schon ihre Bücher digital, was eine große Entlastung darstellt.

… und was sagt die Schulleitung dazu?

„Die Digitalisierung ist ein langer Weg mit vielen Stationen“, sagt Schulleiter Christian Bolduan. Dass die Schule sich dennoch auf den Weg macht, ist selbstverständlich. Dass damit die Herausforderungen nicht weniger werden, auch: „Es müssen ja zunächst die technischen Voraussetzungen auf allen Ebenen geschaffen werden: Kollegium wie Schülerinnen und Schüler müssen mit Endgeräten ausgestattet werden, es muss Support gewährleistet sein, es müssen Vorkehrungen für pädagogische Kontrollen geschaffen werden. Und all das zusätzlich zum Kerngeschäft, das ist nämlich der Unterricht.“

Nach der Spontandigitalisierung durch die Corona-Pandemie entwickelte die Albert-Schweitzer-Schule ihre Digitalisierungsstrategie: Keine Notebooks oder Tablets in den Klassen 5 und 6, eigene, doch von der Schule administrierte Geräte ab der 7. Klasse und schließlich die iPad-Klassen ab der Neun. Sukzessive werden die iPad-Klassen sich dann bis in die Oberstufe bewegen; eine Verpflichtung, die Tablets zu nutzen, gibt es allerdings nicht: In jeder Klasse gibt es demnach noch ein paar wenige Schülerinnen und Schüler, die lieber ihre Hefte weiterführen. Wobei allen in der Schule klar ist: „Auch durch den Einsatz von Tablets wird der Unterricht nicht revolutioniert“, sagt Bolduan, vielmehr sei der Einsatz der Computer ein Bestandteil der Bildung, der in jedem Arbeitsbereich angekommen ist. „Die Geräte sind Hilfsmittel“, sagt auch Margarita Metelmann, „ohne die man ja in keinem Bereich mehr auskommt.“ Es gehe darum, zu lernen, wie man sie sinnvoll, jenseits des Spielerischen, einsetzt. Außerdem spielten die Vernetzung und das gemeinsame Arbeiten unabhängig vom Ort, eine große Rolle. Dafür wird auch die sonstige Ausstattung der Schule auf hohem Niveau gehalten: Air-Server spiegeln Inhalte kabellos auf die Boards, mehr und mehr werden interaktive Panels eingesetzt. „Dafür bieten wir auch intern für die Kolleginnen und Kollegen Schulungen an, die sich am Bedarf orientieren“, berichtet Metelmann.

Schulleiter Bolduan sieht mit der Digitalisierung viele Veränderungen und Herausforderungen auf Schule zukommen: „Copy and Paste ist natürlich leichter geworden als früher“, sagt er. „Lernen verändert sich, die Aufarbeitung der Inhalte verändert sich, auch die klassischen Bewertungen werden sich verändern.“ Es gelte, den Schülerinnen und Schülern zu vermitteln, dass sie sich selbst Lernchancen nehmen, wenn sie sich Inhalte nicht selbst erarbeiten, ergänzt Metelmann, auch mit Blick auf die KI, deren Chancen und Grenzen die jungen Menschen kennenlernen sollen. „Die KI wird uns vor neue Aufgaben stellen“, sind sich Bolduan und Metelmann sicher, „und das Lernen noch einmal sehr verändern.“ Schülerinnen und Schüler werden ihre Vorgehensweise in Prüfungen darstellen müssen und auch begründen, was an dem vielen weltweiten Wissen sie warum genutzt haben oder auch warum sie Inhalte verworfen haben. „Der Prozess und die Auseinandersetzung mit der Aufgabe wird die Kompetenz des Schülers oder Schülerin zeigen“, sagt Bolduan.

Mit digitalem Unterricht ab der 5. Klasse sei die Albert-Schweitzer-Schule auf dem richtigen Weg, Medienkompetenz zu vermitteln. Interessant ist, dass alle Verantwortlichen der Meinung sind, dass die gute, alte Handschrift weiterhin Bedeutung hat. Nichtsdestotrotz wissen sie: „Digitalität ist ein ständiger Prozess und es bleibt spannend.“

Bild: Traudi Schlitt